Die psychischen Grundmechanismen, die eine Substanzabhängigkeit charakterisieren und
bedingen, gelten bei Mann und Frau gleichermaßen. Dennoch gibt es essenzielle geschlechtsspezifische
Differenzen in den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren der Sucht. Bei beiden
Geschlechtern wirken sich jeweils das Geschlechtsstereotyp überzeichnende, widersprüchliche
und unerreichbare Rollenideale als suchtbegünstigend aus. Als heilsam haben sich eingeschlechtliche
Gruppen, die auch im gemischtgeschlechtlichen Setting der Entwöhnungstherapie möglich
sind, erwiesen. Hier können Männer unter möglichst geringem normativen Druck lernen,
vermehrte Emotionalität zuzulassen, ihre Männerrolle wertfrei zu betrachten, sich
gegenseitig zu akzeptieren und fürsorglich zu verhalten. Frauen lernen im Gruppenkontext,
sich als vollwertig zu akzeptieren, sich zu unterstützen, zu klären, was für sie ein
suchtmittelabstinent weiblicher Lebensentwurf sein könnte, wie viel Verfügbarkeit
sie anderen über sich einräumen möchten und wo sie nein sagen wollen. Gemeinsame Ziele
der geschlechtsspezifischen Gruppen sind letztendlich der Abbau von Überforderung
und Fremdbestimmtheit sowie die Eroberung von mehr Freiheitsgraden im Verhalten, Fühlen
und Denken als wirksamer Schutz gegen die Substanzabhängigkeit.
Geschlechtsspezifische Therapie, - Männergruppen, - Männerrolle, - männertypische
Sozialisation, - frauenspezifische Therapie, - Frauengruppen, - weibliche Sozialisation,
- Substanzabhängigkeit, - Selbstfürsorglichkeit